Veranstaltungstechnik ist kein Hobby!

Als Tontechniker oder Lichttechniker erlebe ich gerade im Umfeld von kulturellen Events viel Dankbarkeit. Aber davon allein kann ich leider nicht leben. Denn Veranstaltungstechnik ist ein Beruf. Inzwischen auch ganz offiziell. Das scheinen viele Menschen (noch) nicht zu wissen. Es ist deshalb Zeit für eine Klarstellung. 

Bild: Maurice Velati
Bild: Maurice Velati

 

«Was machst du sonst so beruflich?» Diese Frage wird mir und meinen Kollegen tatsächlich ab und zu gestellt, wenn wir am Wochenende an einem Ton-Mischpult stehen und dafür sorgen, dass man Musikgruppen, Chöre oder Rednerinnen gut versteht. Diese Frage irritiert, wenn man täglich als Veranstaltungstechniker arbeitet und bei einer Firma angestellt ist, welche sich um professionelle Eventtechnik kümmert.

 

Ich frage mich dann jeweils: Stellt man diese Frage auch dem Elektromonteur, der in der Wohnung eine Steckdose montiert? Man stelle sich die Situation einmal vor: Der Elektromonteur, mit einem Firmenwagen angereist und in den Arbeitsklamotten seines Arbeitgebers eingekleidet mit Werkzeug in der Hand am Boden kniend, daneben die Kundin: «Was machen Sie eigentlich sonst so beruflich?» Absurd, oder?

 

Veranstaltungstechnik ist ein Beruf, offiziell.

Halten wir fest: Veranstaltungsfachmann oder Veranstaltungsfachfrau ist ein eidgenössisch anerkannter Beruf, dazu notwendig ist eine vierjährige Grundausbildung. Zugegeben: Ich habe diese Ausbildung nicht abgeschlossen, es gab sie in meiner Jugend noch gar nicht. Meine Berufserfahrung hat mit jahrelanger Tätigkeit als Tontechniker zu tun, nebenberuflich. Hobbymässig, könnte man auch sagen.

 

Selbstverständlich kenne ich viele Kollegen, welche als Ton- oder Lichttechniker nur «nebenbei» arbeiten. Sie gehen unter der Woche einem anderen Beruf nach - häufig in einem Teilzeitpensum - und stehen dann vor allem am Wochenende mit «ihrer» Musikgruppe oder in «ihrem» Musikclub am Ton- oder Lichtpult.

 

Ebenso klar ist aber, dass eine Firma, die vor dem Event noch stundenlang Traversen, Lampen, Lautsprecher und weiteres Equipment aufbaut und dieses nach dem Event am Sonntag oder Montag wieder abbaut, dass so eine Firma kaum nur «nebenbei» betrieben werden kann. Zumal es ja vor allem im geschäftlichen Kontext auch unter der Woche viele Anlässe gibt, die von Technikern betreut werden wollen.

 

Um bei der Analogie zu bleiben: Auch ein Elektriker montiert vielleicht ab und an einem Freund oder einer Bekannten in seiner Freizeit am Wochenende eine Lampe. Das heisst aber noch lange nicht, dass er nicht auch als Elektriker seinen «regulären Lebensunterhalt» verdienen kann, oder?

 

Eventtechnik ist kein Hobby, deshalb auch nicht billig

Gerne halte ich also noch einmal fest: Veranstaltungstechnik ist kein Hobby. Es kann eines sein, aber es ist in erster Linie und bei seriöser Durchführung (damit könnte man nochmals einen ganzen Blogbeitrag füllen, was wir bei MSL Eventtechnik gemacht haben - hier geht's zum Artikel über Qualität in dieser Branche) immer ein Beruf, eine Tätigkeit, die professionell erledigt werden muss.

 

Ein Dorffest mit Bühne, Beschallung, Beleuchtung, Videoprojektion: Material im Wert von mehreren 10'000 Franken, qualifiziertes Personal für Auf- und Abbau sowie Betrieb. Das ist kein Hobby, das ist ein Beruf. (Bild: Maurice Velati/MSL Eventtechnik)
Ein Dorffest mit Bühne, Beschallung, Beleuchtung, Videoprojektion: Material im Wert von mehreren 10'000 Franken, qualifiziertes Personal für Auf- und Abbau sowie Betrieb. Das ist kein Hobby, das ist ein Beruf. (Bild: Maurice Velati/MSL Eventtechnik)

 

Und damit sind wir dann beim zweiten grossen Missverständnis, gerade in der Kulturszene: Professionelle Veranstaltungstechnik ist kein Hobby, also muss sie auch wie eine professionelle Dienstleistung bezahlt sein. Ein Techniker kostet pro Tag grob zwischen etwa 600 und 1000 Franken - je nach Aufgabe, Qualifikation und Einsatzgebiet. «Ihr seid unglaublich teuer», wurde mir angesichts der Personalkosten auch schon gesagt.

 

Wenn ich die letzten Rechnungen einiger Handwerksbetriebe anschaue, die ich unlängst bezahlen durfte, dann erscheinen mir 750 Franken Tagespauschale - bei einem Einsatz von 10 Stunden notabene - für einen erfahrenen Tontechniker dann doch eher «billig». Oder haben Sie schon einmal einen Elektriker gesehen, der nur 75 Franken pro Stunde verrechnet? Würde unsere Branche konsequent mit den üblichen Ansätzen in anderen Branchen rechnen, dann wären viele Konzerte und Events noch viel teurer...

 

KÖnnen Sie es denn selbst? Na Also...

Wäre Veranstaltungstechnik nur ein Hobby, dann könnten Eventmanagerinnen und Eventmanager, Vereine und Kulturinstitutionen etc. ja diese ganze Arbeit auch selbst erledigen. Tatsächlich vermietet meine Firma auch «Abholanlagen», für Kundinnen und Kunden, die selbst über das notwendige Fachwissen verfügen. Häufig sind es Musikerinnen oder Musiker, noch häufiger andere Eventtechnik-Firmen, die dieses Angebot nutzen. Wenn Sie aber eine Aufgabe nicht selbst erfüllen können und dazu professionelle Hilfe benötigen, dann müssen Sie die entsprechenden Profis halt auch entlöhnen.

 

Auch hier gilt natürlich die Analogie zum Elektroinstallateur: Wer über minimales Fachwissen verfügt, kann vielleicht eine Lampe selber montieren. Für die Installation einer komplexen Haussteuerung aber rufen Sie dann doch den Fachmann. Und bezahlen ihn - weil er eben Fachmann ist - den dafür vorgesehenen Preis.

 

Frust? Ganz und gar nicht...

Ein gewisser Berufsstolz ist den obigen Zeilen wohl zu entnehmen, ein bisschen Ärger über die aus meiner Sicht etwas unangebrachten Fragen und Bemerkungen wohl auch. Das heisst aber nicht, dass ich in meinem (relativ neuen) Hauptjob nun grossen Frust erleben würde, im Gegenteil: Die meisten Kundinnen und Kunden wissen ganz genau, was sie an mir und uns als Branche haben und sind glücklich darüber, dass wir ihnen aus technischer Sicht einwandfreie Events ermöglichen.

 

Ganz zu schweigen davon, was die Anschaffung, Pflege und Bedienung der vielen teuren Geräte betrifft, die für erfolgreiche Konzerte oder Showdarbietungen notwendig sind. Spätestens wenn man die Preise von hochwertigem Beschallungs- und Beleuchtungsequipment kennt, müsste man wissen, dass professionelle Veranstaltungstechnik gar kein Hobby sein kann. Oder kennen Sie einen Elektriker, der seine Arbeit nur hobbymässig macht, aber dafür mehrere 100'000 Franken in Ausrüstung investiert hat?

 

In diesem Sinne: Ich freue mich auf den nächsten Event. Und ich freue mich natürlich auch, wenn meine Arbeit da als professionell und entschädigungswürdig angesehen wird. So wie beim Elektriker ;-)

 


 

PS: Ich weiss, dass Künstlerinnen und Künstler häufig schlecht bezahlt werden. Und ich weiss, dass in vielen Vereinen und Kulturinstitutionen wertvolle Freiwilligenarbeit geleistet wird. Aber beide Tatsachen sind keine Begründung dafür, dass man Veranstaltungstechnikerinnen und Veranstaltungstechniker nicht trotzdem anständig bezahlen sollte. Wenn das Theater oder Konzertlokal einen Elektriker braucht, dann müssen sie diesen ja auch... naja, Sie wissen ja, was ich meine.

 


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