Jedes Jahr freuen sich unzählige Journalistinnen und Journalisten über eine Nomination für den Titel «Journalist:in des Jahres». Und jedes Jahr folgt auch die obligatorische Kritik an dieser etwas seltsamen Ehrung. Auch ich kritisiere in diesem Blog-Beitrag die Ehrung. Aber nicht nur wegen ihrer offensichtlichen Tücken in der Umsetzung. Denn Journalismus ist immer und vor allem Team-Arbeit. Das wird aus meiner Sicht bei (fast) allen Journalismus-Preisen zu wenig berücksichtigt.
Die Zahl der verkauften und eingelösten Wohnmobile steigt rasant an. Auch ich bin an Wochenenden und in den Ferien regelmässig mit einem Campingbus unterwegs, in ganz Europa. Auf diesen Reisen habe ich meine «Artgenossen» studiert. Nicht wissenschaftlich natürlich, sondern höchst fragwürdig von meinen eigenen Vorstellungen geprägt. Trotzdem sei hiermit der Versuch einer Beschreibung der Spezies «Camperin und Camper» unternommen.
Wenn ich in meinem Dialekt spreche, dann wissen Menschen aus meinem Dorf, dass ich "zu ihnen gehöre". Sprache schafft Identität. Ich pflege diese Identität in meinem Job als Radio-Redaktor bewusst, indem ich meinen Dialekt aus dem Aargauer Süden pflege. Ich bin da aufgewachsen, ich klinge wie von da. Doch mein Heimat-Begriff ist etwas weiter. Vielleicht auch, weil mein Name ganz offensichtlich nicht von da kommt.
2019 war ein Wahljahr, 2020 ist im Aargau wieder ein Wahljahr. Von der aktuellen Corona-Krise gar nicht zu reden. Viel zu tun für eine News- und Politikredaktion also. Daneben beschäftigt sich insbesondere der Redaktionsleiter natürlich aber auch mit Aufgaben «hinter den Kulissen». Dazu gehören immer häufiger auch juristische Klagen.
Ein Klagelied aus meinem journalistischen Alltag.
Die Corona-Krise ist eine Herausforderung für Journalistinnen und Journalisten. Sie sind konfrontiert mit komplexer Wissenschaft, unvollständigen Datensätzen, mehr oder weniger gut belegten Meinungsäusserungen, Verunsicherung in der Bevölkerung. Wie geht eine Regionalredaktion von SRF damit um?
Ist es wichtig zu wissen, ob ein Verbrecher oder eine Unfall-Fahrerin einen Schweizer Pass hat oder nicht? Das ist eine journalistische Frage.
Aber es ist auch eine politische Frage.
Und deshalb ist es eine heikle Frage. Und die Antwort darauf?
Ganz klar «Jein»!
Das politische Klima verroht, die Fronten verhärten. Hört man immer wieder. Gerade in unserem nördlichen Nachbarland (aber auch in der Schweiz) fragen sich viele, warum extreme(re) politische Positionen (wieder fast) mehrheitsfähig werden.
Und dann schaue ich einen Abend lang Fernsehen und erkenne, dass die Medien dabei wohl eine wichtige Rolle spielen. Ein persönliches Plädoyer für mehr Dokumentationen und weniger Talkshows.
Der Presserat rügt eine Schweizer Zeitung, weil sie den vollen Namen des Vierfachmörders von Rupperswil genannt hat. Es bestehe kein öffentliches Interesse an diesem Namen und auch für die Familie dieses Mannes bestehe Anspruch auf Persönlichkeitsschutz.
Eine gute Gelegenheit, um mal wieder über eine weit verbreitete Unsitte zu schreiben. In einem wie üblich ganz persönlichen Meinungsbeitrag.
Ich bin Journalist, kein Jurist. Gerichtsurteile lesen und verstehen ist nicht einfach. Wenn die Pressemitteilung dazu auf englisch und das Urteil nur auf französisch vorliegt, dann wird es richtig schwierig. Darum geht es in dieser Geschichte.
Genauer: Was passieren kann, wenn Journalisten eine Quelle nicht genau lesen oder verstehen, wenn Kommentatoren den Artikel dazu nicht ganz lesen oder verstehen und wenn dann auch noch Wahlkampf ist... die Geschichte eines vermeintlichen Skandals.
Die Nutzer weichen auf soziale Medien aus, wo internationale Grosskonzerne mit ihren Algorithmen die Inhalte steuern. Die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte ist gesunken, klassische Medienunternehmen sparen die Redaktionen klein.
Und doch möchte ich für mein Berufsbild nicht schwarzmalen. Denn erstens war früher nicht alles besser und zweitens gibt es durchaus Lösungsansätze.
Drei Thesen zur Zukunft der (Schweizer) Medienwelt.
Der «Fall Relotius» schadet der Glaubwürdigkeit des Journalismus. Wenn ein preisgekrönter Journalist ganze Reportagen erfindet, dann gerät die Branche unter Generalverdacht. Darin sind sich fast alle Kommentatoren einig. Doch ich möchte den Fall Relotius auch für eine selbstkritische Auseinandersetzung mit einem tatsächlich vorhandenen Problem im Journalismus nutzen: Auch «seriöse» und ehrliche Journalisten (ich zähle mich dazu) im Newsbereich bewegen sich täglich auf einem schmalen Grat zwischen Realität und Inszenierung.
Wieder einmal sorgt ein Facebook-Post für einen Medien-Hype. Es geht um eine Wurst, den Islam und die Frage: Wie viel Wahrheit braucht es eigentlich, damit eine Geschichte wirklich eine Geschichte ist?
Eine vielleicht mal wieder etwas belehrend wirkende (sorry!) kleine Wutrede vor dem Sommerloch.
Der Strafprozess zum Vierfachmord von Rupperswil war ein mediales Spektakel. Über 60 Journalistinnen und Journalisten haben vor Ort berichtet, noch viel mehr hatten sich schon im Vorfeld damit befasst oder publizierten weitere Inhalte zum Thema.
Dieser Prozess zeigt auch exemplarisch, woran der Journalismus aus meiner Sicht aktuell krankt. Unnötige Trends, handwerkliche Sünden, strukturelle Probleme: Eine ganz persönliche Medienkritik.
Die direkte Demokratie ist eine grossartige Errungenschaft. Immer wieder bin ich stolz, dass ich über Abstimmungskämpfe berichten darf. Immer wieder bin ich stolz, dass ich als Bürger selber mitbestimmen darf.
Allerdings: Die aktuellen Debatten rund um die öffentliche Medienfinanzierung sind für mich persönlich etwas anderes. Denn der Abstimmungskampf wird besonders hitzig geführt. Und er betrifft mich ganz direkt.
Deshalb lerne ich viel in dieser Zeit.
Die Medienkonzentration schreitet voran. Nun haben auch die AZ Medien und die NZZ ein Joint-Venture angekündigt. Die regionalen Titel der beiden Konzerne sollen einen gemeinsamen Mantelteil erhalten.
AZ-Chefredaktor Patrik Müller verspricht sich davon nicht weniger als die Rettung des Lokal- und Regionaljournalismus. Ich widerspreche ihm nicht. Es braucht aber eine wichtige Ergänzung. Und ja, die hat mit meinem Job zu tun...
Natürlich bezahlt keiner gerne Steuern und Gebühren. Natürlich argumentieren die Gegner öffentlicher Medienangebote, dass man nur das bezahlen soll, was man auch konsumieren will. Klingt logisch, macht auf den ersten Blick Sinn.
Natürlich kann man also Journalismus einfach dem freien Markt überlassen. Das funktioniert dann aber in etwa so gut wie bei der Landwirtschaft. Es würde alles
verändern.
Ein Plädoyer für einen fairen Umgang mit dem Begriff «Zwangsgebühren».
Die AZ Medien organisieren ihren Radiobereich neu. So lautete in etwa der Titel der offiziellen Mitteilung des Medienkonzerns Ende September. Dahinter steht ein Stellenabbau in der Redaktion von Radio Argovia.
Interessiert hat diese Meldung praktisch kein anderes Medium. Ich finde das persönlich sehr schade. Man sollte auch über die aktuellen und vielleicht bevorstehenden Veränderungen in der
regionalen Radio-Landschaft diskutieren.
Die persönliche Facebook- und Twitter-Timeline, der Screen im Bus, die Push-Meldung auf dem Smartphone, der RSS-Feed der Lieblingswebsite, der Blog des Kollegen, das Gespräch mit der Kollegin, die Diskussion am Stammtisch: Wir werden mit Informationen «bombardiert».
Kein Wunder, dass viele Menschen glauben, sie bräuchten keinen - kostenpflichtigen - Journalismus mehr. Aber guter Journalismus kann mehr als Algorithmen.
Ich bin kurzsichtig. Deshalb trage ich häufig eine Brille. Zum Beispiel beim Autofahren. In meinem Beruf als Journalist aber darf ich keine Brille tragen.
Ich versuche meine (kleine) Welt ohne Einschränkung des Blickfelds zu betrachten. Das wird oft nicht verstanden.
Eine Reaktion auf viele Hörerinnen- oder Leserkommentare.
Regelmässig darf ich Besucherinnen und Besucher empfangen im Regionalstudio Aargau Solothurn von Schweizer Radio und Fernsehen. Und regelmässig beantworte ich im Rahmen dieser Besucherführungen die gleichen Fragen zum Journalismus beim «öffentlichen Rundfunk». Es gibt Vorurteile, Klischees und Fehlinformationen, die ich nicht oft genug widerlegen kann. Deshalb tue ich es hier auch in schriftlicher Form.
«Faktencheck» heisst die heisseste Medienmode im Moment. Aber können Journalist/innen damit wirklich das Vertrauen des Publikums (wieder) gewinnen? Oft ist der Begriff eigentlich Augenwischerei. Langfristig braucht es vor allem Transparenz über unsere Arbeit, glaube ich. Auch wenn diese Transparenz manchmal ratlos macht.
Eine Première: An der «Gespensternacht» im Schloss Hallwyl (organisiert durch den Förderverein Gesellschaft zum Falken und Fisch) habe ich zum ersten Mal eine frei erfundene Geschichte aus eigener «Feder» vorgelesen.
Das Publikum klatschte. Ich war sehr erleichtert darüber.
Ermutigt durch den Applaus publiziere ich die Kurzgeschichte nun auch auf diesem Weg. Und danke den Beteiligten der Gespensternacht für ihre Ermutigung, mich auch in die fiktiven Gefilde zu wagen.
Mal wieder etwas in eigener Sache quasi: Es passiert ja nicht oft, dass meine Redaktion und ich von anderen Journalisten besucht werden. Im Spätsommer ist es passiert. «Die Botschaft» aus dem Zurzibiet hat nun einen kleinen, sehr informativen Artikel zu unserer Arbeit publiziert. Für alle Leserinnen und Leser ausserhalb des Zurzibiets sei der Artikel hier an dieser Stelle zugänglich gemacht.
CVP-Präsident Gerhard Pfister sagt in einem Interview mit der NZZ am Samstag, im Aargau müssten die SRG-Sender «ein Gegengewicht» zum freisinnigen Verleger Peter Wanner schaffen. Und das täten sie nicht. Das stimmt nicht, schreibe ich in einem Leserbrief, der heute ebenfalls in der NZZ erschienen ist. Und den ich hier gerne auch allen Nicht-Abonnenten der NZZ zur Verfügung stelle.
Als Leiter der Regionalredaktion von Radio SRF in Aarau treten immer wieder Hörer/innen mit ihrer Kritik oder ihren Anliegen an mich heran. Der jüngste Fall: Unsere Sendung hat die Affäre «Gerigate» und ihre Folgen noch einmal ausführlich und hintergründig abgehandelt. Die Kritik einer Hörerin: Das wäre nicht nötig gewesen - wir zerren damit erneut eine Privatsache ans Licht der Öffentlichkeit. Ein berechtigter Einwand, wie ich meine. Und doch habe ich die Ausstrahlung des Beitrags unterstützt.
Ein Verbrechen wie der Vierfachmord von Rupperswil schockiert. Macht traurig, hilflos, wütend, ängstlich. Auch ich möchte wissen und verstehen, wie so etwas passieren kann. Wie ein Mensch zu einem grausamen Verbrecher wird.
Journalisten sollen Antworten liefern auf die Fragen des Publikums. Wir versuchen es auch in diesem Fall. Ich allerdings habe bisher kaum Antworten gelesen, die mir helfen.
Eine (etwas zynische) Kurz-Analyse.
Dass ich den Lokal- und Regionaljournalismus für den besten aller Berufe halte, habe ich an dieser Stelle schon beschrieben. Inzwischen habe ich bemerkt, dass mir auch die Lokalpolitik ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Im Gegensatz zur Politik auf kantonaler und nationaler Ebene, die mich je länger je öfter langweilt. Ein ganz persönliches Statement zum Thema politische Kultur.
Sie kennen diesen Typ von Geschichte: Es gibt ein neues Asylzentrum in Gretzenbach. Was sagt wohl SVP-Nationalrat und Minarettsverbot-Initiant Wobmann dazu, der in dieser Gemeinde wohnt? Oder: Es gibt eine neue provokative Werbekampagne. Was sagt wohl SP-Nationalrätin und Vorzeigefeministin Yvonne Feri dazu? Journalisten brauchen Konflikte. Konflikte brauchen Menschen mit klaren Positionen. Wir Journalisten tappen deshalb täglich in diese «Reaktionitis-Falle».
Ein Grossbrand in Olten wird zum nationalen Medien-Ereignis. Ein Grund dafür: Es ist sofort tonnenweise Bild- und Videomaterial verfügbar. «Bürger-Journalismus», «Augenzeugen-Material» oder auch «Gaffer-Videos» sei Dank.
Eine gute Entwicklung? Auf jeden Fall gefährlich. Für Journalisten und Augenzeugen. Ein Debattenbeitrag.
Vor einigen Monaten habe ich hier darüber geschrieben, wie verschiedene Medien basierend auf Gerüchten über mögliche sexuelle Verhältnisse zwischen einer Lehrerin und ihren Schülern berichteten. Inzwischen haben die Behörden auch die Strafuntersuchung im einzigen real existierenden Fall eingestellt. Und deshalb sei das hier erwähnt.
Ja, der Abstimmungskampf war aus meiner Sicht zum Teil grenzwertig. Und ja, das Resultat fiel knapp aus. Aber sogar ich als SRG-Mitarbeiter kann dem ganzen RTVG-Abstimmungskampf etwas
Positives abgewinnen. Nämlich? Wir sind mal wieder Thema!
Eine 30-jährige Lehrerin hat eine sexuelle Beziehung zu einem 17-jährigen Schüler. Sie wird entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ein Thema für die Medien? Natürlich. Und wie!
Gewisse Titel drehen die Story aus dem Wynental über Tage weiter. Zu Recht? Natürlich nicht! Denn erzählt sind die Fakten schnell. Was anschliessend kommt, sind nur noch Gerüchte. Und Gerüchte
haben nun wirklich nichts verloren bei Zeitungen und Nachrichtenportalen.
Pressetitel und Online-Medien gieren nach Aufmerksamkeit. Zum Beispiel mit solchen Ausrufezeichen in Überschriften. Das ist nicht neu. Und im Boulevard schon immer schlimmer gewesen. Aber es gibt eine besonders perverse Art des Erregungsjournalismus. Es passiert nach tragischen und tödlichen Unfällen. Und die Überschriften lauten: «Sie hat so viel gelacht» oder «Er wollte noch eine Weltreise machen».
Ich gebe offen zu: Bereits nach einer Woche Berichterstattung über die sogenannte Affäre rund um Geri Müller habe ich die Nase gestrichen voll. Noch immer werden Dutzende von Artikel publiziert, Tweets abgesetzt, Kommentare geschrieben. Die Inhalte wiederholen sich, wirklich Licht ins Dunkel bringt kaum jemand. Aber: Die Geschichte ist ein wahrhaft grandioses Lehrstück dafür, wie sich Medien und Politik in unserem Land aktuell verhalten. Der Versuch einer Zusammenfassung.
Das Internet kann Grenzen überwinden und Mauern niederreissen. Klingt pathetisch und ein wenig übertrieben. Stimmt aber zumindest teilweise für die Medienbranche. Im Netz werden Inhalte immer häufiger echt vernetzt und ausgetauscht, sogar zwischen Konkurrenten. Ein echter Kulturwandel ist im Gang. Das bringt den Usern Mehrwert. Und langfristig wohl auch den Journalisten.
Es war ein kleiner Tippfehler: Er löste einen kleinen Sturm aus. Das ZDF twittert zum Urteil gegen «Fussball- und Steuerprofi» Uli Hoeness, er habe 3,6 Jahre Haft kassiert. Prompt reagiert die Netzgemeinde mit höhnischen Kommentaren. Die Erkenntnis: Online kontrolliert Journalisten. Das ist grundsätzlich gut. Funktioniert aber trotzdem nur bedingt.
Wir kaufen Eier aus Bodenhaltung und wünschen uns Freilaufställe für die Rinder: Dem Tierschutz sei Dank. Die Haltung vieler Journalisten wäre allerdings auch eine Kampagne wert. Hier herrscht nämlich Pikett-Haltung vor. Die schadet dem Lebewesen und seinem Bauern. Ein Statement mit gewerkschaftlichem Unterton, aber vor allem mit unternehmerischer Weitsicht.
Die 10 dümmsten Listen der Welt, die 9 sinnfreisten Artikel oder 5 Gründe, warum News nicht unterhalten müssen: Listicles retten den Journalismus offenbar in die Zukunft. Oder zumindest die gebeutelten Online-Budgets der Verlage. Dabei hätte Online-Journalismus doch viel mehr Potential als eine gar nicht so neue Darstellungsform.
Ich bin ein Landei. Und ich bin es gerne. Ich mag die Ruhe, die Langsamkeit, die Weite. Und ich schätze es in einem Dorf zu leben, wo sich die Menschen noch gegenseitig kennen und helfen. Aber auch mein Dorf wächst. Und es droht damit seine Vorteile zu verlieren.
2014 feiert das Regionaljournal Aargau Solothurn von Radio SRF den 30. Geburtstag seiner täglichen Sendungen. Grund genug für mich, diesem Sendegefäss und seiner Redaktion (zu der ich ja selber dazu gehöre) ein völlig unkritisches Plädoyer zu widmen. Eine reine Lobhudelei zwar, aber trotzdem völlig ernst gemeint.
Zum ersten Mal überhaupt habe ich mir die Zeit genommen, um am JournalismusTag des Vereins Qualität im Journalismus teilzunehmen. 200 Journalisten waren da. Die unzähligen Diskussionen und Referate zeigten: Es gibt keine einfachen Lösungen und Rezepte, um den viel beschworenen Qualitätsjournalismus in die Zukunft zu retten. Trotzdem sind diese Diskussionen wichtig.
Wir Journalisten berichten täglich über menschliche Dramen: Unfälle, Verbrechen, Krieg. Klar, dass man als Journalist abhärtet. Klar auch, dass man eine professionelle Distanz zu diesen Schicksalen braucht. Würden mich alle diese Schicksale persönlich betreffen und betroffen machen, dann hätte ich meinen Job schon lange an den Nagel gehängt. Doch manchmal nervt auch der alltägliche Zynismus einer News-Redaktion.
Absurd und gefährlich sei ein neuer Hype im Internet, schreibt eine Schweizer Online-Publikation. Und liefert das absurde und gefährliche Video zum Hype natürlich gleich mit. "Das kann schlimm werden", sagt der Experte im Artikel. Das ist schlimm, sage ich.
Dass (Boulevard-)Journalisten auch auf Klickzahlen schielen (müssen), ist verständlich. Dann sollen sie aber auch dazu stehen. Ihre Doppelmoral ist zu durchsichtig.
Das Sommerloch hat die Medienwelt fest im Griff. Am schlimmsten trifft es in diesen Wochen die Politik-Redaktionen und das Lokal-Ressort. Politiker weilen in den Ferien, Kommunen haben ihre Schalter geschlossen. In dieser Zeit trennt sich Spreu und Weizen bei den Journalisten: Besonders kreativ um Geschichten bemühen müssen sich die Lokal-Journalisten. Das Sommerloch beweist: Das Lokal-Ressort ist ein schwieriges Arbeitsfeld für Journalisten. Trotzdem ist es das beste Ressort überhaupt.
Wie lange darf ein Online-Text sein? Wollen Online-NutzerInnen nur Kurzfutter? Diese Frage diskutieren Schreiberlinge täglich und zum Teil kontrovers. Aktuell gilt allgemein das Credo: Kurz funktioniert online besser. Das führt dazu, dass viele Online-Medien zu boulevardesker Oberflächlichkeit neigen. Ich glaube: Das alles muss gar nicht so sein.
Die Schweizer Medienszene diskutiert über die (fehlende) Medienkritik. Tatsächlich gibt es kaum (selbst-)kritische Publikationen zur Medienszene, Medienthemen kommen in der Publikumspresse wenn überhaupt nur am Rande vor. Das Problem: Keiner will den Wachhund spielen, oder aber das Gebell bleibt praktisch ohne Wirkung. Mein absolut persönlicher und unwissenschaftlicher Beitrag zur aktuellen Diskussion.
Die Aargauer Regierung präsentiert die jährliche Staatsrechnung. An der Medienkonferenz sind der Finanzdirektor vertreten, der Leiter des kantonalen Finanzamtes, der Pressesprecher der Regierung sowie ein Medienbeauftragter des Finanzdepartements. Sie alle sitzen auf dem Podium, um gemeinsam über den Rechnungsabschluss zu informieren. Ihnen gegenüber in der zweiten Sitzreihe ein einziger, einsamer Journalist.
Ueli Maurer gibt auf. Der Bundespräsident hat seine Seite auf Facebook nach nur gut drei Monaten wieder gelöscht, wie die NZZ berichtete. Die Begründung dazu ist nicht weniger als bedenklich. Und sie zeugt davon, dass Ueli Maurer und seine Berater wohl nicht begriffen haben, welche Chancen ihnen soziale Medien bieten. Das gilt auch für andere Politiker - inklusive Bundesräte.
Kulturpessimisten aller Couleur läuten in unzähligen Studien und Streitschriften das Ende des Qualitätsjournalismus ein. Medienwandel, wegbrechende Werbeeinnahmen und fehlende Innovationskraft der Medienhäuser lässt die personellen Ressourcen in Redaktionen schrumpfen. Das stimmt. Nur: Vieles ist trotzdem besser heute als noch vor ein paar Jahren und Jahrzehnten. Und das darf man auch mal wieder schreiben.
Private Verleger und SRG kämpfen um Freiheit und Grenzen im Internet. Da diskutiert man zum Beispiel eine maximale Zeichenzahl für Online-Artikel (mit oder ohne Leerschläge). Tatsächlich bietet die anstehende Konzessionsänderung der SRG eine gute Gelegenheit für wichtige Diskussionen. Die Kriegsrhetorik erscheint mir übertrieben, vor allem aber wird aus meiner Sicht (um bei dieser Rhetorik zu bleiben) auf dem falschen Schlachtfeld gekämpft.